hier gibt's was für die Ohren

KREUZWEG

Die Haut ist abgeschürft und brennt, der Rücken wundgeschlagen.

Als man ihn von der Kette trennt, gibt's Fäuste in den Magen.

Er muß erbrechen, stürzt lang hin, die Folterknechte johlen.

Neun Lederriemen treffen ihn und scharfe Stiefelsohlen.

"Los, trag dies Kreuz!" Man drückt den Span tief in die off'ne Wunde

und sein geschwollenes Gesicht stiert hilflos in die Runde.

 

Kreuzweg. Via Dolorosa. Kreuzweg. Straße unserer Grausamkeit.

Ist gepflastert mit den allerersten Steinen, die wir werfen, weil wir glauben, ohne Schuld und Sünde dazusteh'n.

Ist gepflastert mit den haßerfüllten Blicken, die wir werfen, weil wir hoffen, unser Ärger ist zu sehn.

Ist gepflastert mit den vorwurfsvollen Worten, die wir werfen, weil wir's lieben, nicht verantwortlich zu sein.

 

Und schaudernd steht das Volk Spalier, hört Flüche, Wimmern, Kreischen.

"Wer nicht pariert - Ihr seht es hier - den werden wir zerfleischen."

Man peitscht ihn rauf nach Golgatha, halbtot bricht er zusammen.

Vier Eisennägel wird man da durch seine Muskeln rammen.

 

Kreuzweg. Via Dolorosa. Kreuzweg. Straße unserer Grausamkeit.

Ist gepflastert mit den allerersten Steinen, die wir werfen, weil wir glauben, ohne Schuld und Sünde dazusteh'n.

Ist gepflastert mit den haßerfüllten Blicken, die wir werfen, weil wir hoffen, unser Ärger ist zu sehn.

Ist gepflastert mit den vorwurfsvollen Worten, die wir werfen, weil wir's lieben, nicht verantwortlich zu sein.

 

Wir tun, was unverzeihlich ist. Als gäb' es keine Rache.

Doch Gott, der unsre Taten mißt, vertritt der Opfer Sache.

Und denen Sache steht und fällt mit Jesu Schmerz und Sterben.

Gott leidet mit! Und er vergibt! Bis wir den Himmel erben.

 

Kreuzweg. Via Dolorosa. Kreuzweg. Straße unserer Grausamkeit.

Ist gepflastert mit den allerersten Steinen, die wir werfen, weil wir glauben, ohne Schuld und Sünde dazusteh'n.

Ist gepflastert mit den haßerfüllten Blicken, die wir werfen, weil wir hoffen, unser Ärger ist zu sehn.

Ist gepflastert mit den vorwurfsvollen Worten, die wir werfen, weil wir's lieben, nicht verantwortlich zu sein.

Aus dem Oratorium "Drei Tage" von Johannes Nitsch, 1994 Hänssler-Verlag

 

Der Kreuzweg im Verständnis eines Künstlers

 Anton Rückel

Jesus wird zum Tode verurteilt

 Station 1

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

 Station 2

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

 Station 3

Jesus begegnet seiner Mutter

 Station 4

Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

 Station 5

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

 Station 6

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

 Station 7

Jesus begegnet den weinenden Frauen

 Station 8

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

 Station 9

Jesus wird seiner Kleider beraubt

 Station 10

Jesus wird ans Kreuz genagelt

 Station 11

Jesus stirbt am Kreuz

 Station 12

Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

 Station 13

Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt

 Station 14

Auferstehung

 Station 15

 

DER WEG ZUM GRAB

Wir kamen, einen Toten zu bestatten.

Beim ersten Morgengrauen gingen wir zur Gruft,

um unsre Hoffnung zu begraben

Die besten Salben kauften wir dafür.

Wir kamen, um ihn einzubalsamieren,

um unser Bild vor ihm nicht zu verliern.

Wir wollten ihm den letzten Dienst erweisen,

ein letztes Mal ihm nah sein und ihn spürn.

Wir hatten ihn gesehn, wie er am Kreuz hing,

wie qualvoll und verachtet er dort starb.

Und als er tot war, sank mit seinem Leichnam

auch unser Traum vom Leben min ins Grab.

Der Stein davor wog schwer wie unsre Trauer.

Wer rollt ihn weg? Das war mein letztes Wort.

Dann sahen wir die Gruft, und wir erstarrten

- Der Stein war fort!

Aus dem Oratorium "Drei Tage" von Johannes Nitsch, 1994 Hänssler-Verlag

 


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