Wir haben es heute mit einem der wenigen kirchlichen Feiertage zu tun, an dem man sich gegenseitig nicht den Segen dieses Tages wünscht. Oder hat Ihnen an diesem Tag jemand eine „gesegnete Himmelfahrt gewünscht?“
Es wäre wahrscheinlich auch zu missverständlich. Und ich würde dann auch nach der Bedeutung dieses Wunsches fragen. Zumal das Wort „Himmelfahrt“ auch in dem Begriff „Himmelfahrtskommando“ vorkommt, und damit ist ja wohl alles andere als eine gute und segensreiche Sache gemeint. Wohl eher das ganze Gegenteil.
Es gibt keinen kirchlichen Feiertag, mit dem die Evangelischen so wenig anfangen können, wie mit Christi Himmelfahrt. Für viele ist der Inhalt so unbegreiflich und unverständlich geworden, dass sie an diesem Tag nicht Christus, sondern sich selbst feiern. So wurde aus dem Himmelfahrtstag der Vatertag. „Ein Sträußchen am Hut und eine Flasche in der Hand muss wandern der Vater von Land zu Land.“ - Na dann: „Frohes Fest!“
Aber es geht an diesem Tag nicht um den Vater und schon gar nicht um die Väter, sondern um Christus und seine Himmelfahrt. Deshalb sind wir hier zusammen und feiern diesen Gottesdienst, das Fest der Himmelfahrt Christi.
Seit dem 4. Jahrhundert n.Chr. ist dieser Tag als eigenständiger Termin im kirchlichen Jahreskalender verankert. Vorher hat man die Himmelfahrt zusammen mit Ostern gefeiert. Gemäß Apostelgeschichte 1, Vers 12 wurde die Himmelfahrt Christi 40 Tage nach Ostern an einem Donnerstag oder Samstag gefeiert. Der Donnerstag der 6. Woche nach Ostern setzte sich dann allgemein durch.
Jahrhunderte hindurch wurde das Geschehen dieses Tages bildlich dargestellt: So wurden Prozessionen durchgeführt, die den Gang zum Ölberg darstellen sollten. Im Gottesdienst selbst wurde ein Christusbild an einem Seil in die Höhe gezogen und verschwand durch eine Öffnung in der Decke.
Ich halte Symbole und Bilder für eine gute und hilfreiche Sache, mit dem Symbol des hochgezogenen Christusbildes habe ich allerdings schon so meine Schwierigkeiten.
In Bad Laasphe haben wir im Gemeindehaus über dem Gemeindesaal gewohnt. Wenn wir dort im Gottesdienst die Himmelfahrt Christi symbolisch so dargestellt hätten - mit einem Christusbild, das an einem Seil in die Höhe gezogen wird - hätte jeder Gottesdienstbesucher zu dem Schluss kommen müssen: Christus wäre in unsere Wohnung verschwunden.
Doch nicht nur ein hochgezogenes Christusbild wirft Fragen auf, sondern dieser Tag und noch mehr seine Bedeutung ganz allgemein!
Was meinen wir denn damit, wenn wir im Glaubensbekenntnis sagen: „aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters!“
1. Was heißt „aufgefahren“?
Apostelgeschichte 1, Vers 9 bis 11 (Einheitsübersetzung): Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
Wenn man diesen Text liest, könnte man den Eindruck gewinnen, dass Jesus der erste Raumfahrer war. Jesus schwebt nach oben, ein als Wolke getarntes Raumschiff nimmt ihn auf, und er entzieht sich den Blicken seiner Jünger, die unverwandt himmelwärts schauen.
Doch die Himmelfahrt Jesu ist so wenig eine Science-Fiction-Story, wie der Ölberg ein antikes Cap-Kennedy war.
Folgende Punkte können uns dabei helfen zu klären, was „aufgefahren“ meint:
1. Die Schreiber der Bibel - und das gilt auch für Lukas - hatten ein bestimmtes Weltbild. Bis zu Kopernikus
(1475 - 1543) war man der Meinung, dass die Sonne sich um die Erde dreht. Die Erde stellte man sich vereinfacht als Scheibe vor und den Himmel als Käseglocke über der Erde. Das Himmelsgewölbe dachte man sich dabei zugleich als Wohnung Gottes.In der Vorstellung dieses antiken Weltbildes haben die Schreiber der Bibel ihre Erfahrungen mit dem lebendigen Gott aufgeschrieben. Das ist nicht tragisch. Das stellt auch die Bibel nicht in Frage. Es ist nur wichtig, dass wir uns das bewusst machen - gerade an diesem Tag und bei der Frage nach der Himmelfahrt Christi.
Lukas konnte die Himmelfahrt nicht anders beschreiben, als er sie erlebte und sich vorstellen konnte. So beschreibt er sie uns als ein „auffahren in den Himmel“.
Kein Mensch hält heute an diesem antiken und überholten Weltbild fest. Ist damit nun auch automatisch die Himmelfahrt Jesu hinfällig geworden? Lässt sich der Satz „aufgefahren in den Himmel“ im Zeitalter der modernen Weltraumfahrt so nicht mehr sagen?
Dazu ist folgendes anzumerken: Das Wort Gottes will jeder Zeit und jedem Volk in seiner Sprache nahe kommen. So wie die Christen in den verschiedensten Völkern in ihrer jeweiligen Sprache das Wort Gottes verkündigen - ob englisch, japanisch oder deutsch - so drücken es die verschiedensten Zeitalter mit Hilfe ihres jeweiligen Weltbildes aus. Was sich für uns heute also geändert hat, ist lediglich die Vorstellung, die wir von der Welt und dem Weltraum haben, aber nicht die Botschaft selbst. Die Botschaft von der Himmelfahrt ist auch wichtiger und mehr, als die jeweilige Vorstellung vom Himmel und der Himmelfahrt Christi.
Wenn wir uns heute aufgrund einer anderen Vorstellung vom Himmel, die Himmelfahrt Jesu nicht mehr als eine Art Raumfahrt vorstellen können - als eine Art Auffahrt nach oben -, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass damit auch die Botschaft der Himmelfahrt Christi hinfällig geworden ist. Wir müssen diese Botschaft nur in einen neuen Rahmen fügen!
Für hilfreich halte ich an dieser Stelle, das folgende Gespräch, das man bei Helmut Thielecke in seinem Buch „Woran ich glaube“ nachlesen kann:
Vor einiger Zeit, so wird berichtet, traf sich der amerikanische Kosmonaut Glenn mit seinem sowjetischen Kollegen Titow. Der ideologisch offenbar wohlgeschulte Russe fragte den Amerikaner lächelnd: „Sind sie auf ihrem Raumflug vielleicht dem lieben Gott begegnet?“ Der also Angeredete erwiderte: „Der Gott, an den ich glaube, ist nicht von der Art, dass man ihn aus der Luke eines Raumschiffes sehen könnte.“ Ob der Sowjetmann durch diese Antwort wohl zu einer kleinen Nachdenklichkeit angeregt wurde? Ob seine Feststellung: „Ich habe im All keinen Mann mit einem langen Bart gesehen“, ihm danach vielleicht genauso töricht vorkam, wie uns Heutigen die Bemerkung des Pathologen Rudolf Virchow erscheint: „Ich habe unzählige Leichen seziert, aber nie die Seele gefunden?“
© Helmut Thielecke, Woran ich glaube, Seite 240
Diese Beispiele sollen genügen, um deutlich zu machen, dass man nicht einfach verschiedene Dimensionen einer Sache durcheinanderbringen darf. Wer die Seele in der Leiche und Gott im Weltraum sucht, wird beides dort nicht finden.
„Aufgefahren“ bedeutet also nicht, dass Jesus in den Weltraum gefahren, sondern dass er zurück zum lebendigen Gott gegangen ist.
Martin Luther hat zur Himmelfahrt Christi gesagt: „Was es aber ist: Christus gen Himmel fahren und sitzend zur Rechten Gottes, wissen sie nicht.
Es gehet nicht also zu, wie du aufsteigest auf einer Leitern ins Haus, sondern das ist's: dass er über allen Kreaturen und in allen Kreaturen und außer allen Kreaturen ist!“
2. Der Auferstandene, der in den Himmel aufgefahren ist, ist vorher aus dem Himmel zu uns Menschen gekommen. Oder anders gesagt: Der in den Himmel hinaufstieg, ist vorher aus dem Himmel zu uns herabgestiegen. So beschreibt uns Paulus in Epheser 4, Vers 9 bis 10 die Himmelfahrt (Einheitsübersetzung):
Wenn er aber hinaufstieg, was bedeutet dies anderes, als daß er auch zur Erde herabstieg? Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel, um das All zu beherrschen.Im Johannesevangelium wird uns an vielen Stellen, von der Himmelfahrt Jesu berichtet, so z.B. im Kapitel 13, Vers 3, wo es heißt (Einheitsübersetzung):
Jesus, der wußte, daß ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und daß er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte.Nach Paulus bedeutet „aufgefahren“, dass Jesus „hinaufgestiegen“ ist, nachdem er vorher „herabgestiegen“ war. Und Johannes greift diesen Gedanken auf, indem er „aufgefahren“ als das „zurückkehren zu Gott“ beschreibt.
Jesus selbst spricht z.B. in Johannes 16, 28 von seiner Himmelfahrt (Einheitsübersetzung):
Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.Für Jesus bedeutet „aufgefahren“ also „zum Vater gehen“.
Man könnte noch viele andere Stellen des Neuen Testamentes anfügen, die alle denselben Gedanken deutlich machen:
Aufgefahren bedeutet nicht nach oben in den Weltraum, sondern die Rückkehr Jesu zu seinem Vater!
Wenn mit der Himmelfahrt Christi also die Rückkehr Jesu zu Gott gemeint ist, ist die Himmelfahrt zum einen der Abschluss des Wirkens Jesu auf dieser Erde und zum anderen ohne Jesu Menschwerdung und Weihnachten nicht denkbar.
Wenn einer zurückkehrt, ist er vorher auch von dort gekommen! Das hört sich vielleicht banal an. Aber an dieser Stelle wird Entscheidendes über Jesus deutlich. Wir haben es bei Jesus nicht mit einem Menschen zu tun. Die Geburt Jesu war nicht der Beginn der Existenz Jesu Christi. Die Geburt Jesu - die Jungfrauengeburt - war die Menschwerdung des lebendigen Gottes. Das meint Paulus, wenn er schreibt „herabgestiegen“.
Jesus kam von Gott - Weihnachten - und er ging zurück zu Gott - Himmelfahrt! Wenn man so will, ist die Himmelfahrt Jesu mit ein Beleg dafür, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!
Wir haben es bei Jesus Christus also nicht mit einem Raumfahrer zu tun, sondern mit Gott selbst, der aus der unsichtbaren Wirklichkeit heraus in unsere sichtbare Wirklichkeit hinein kam und in die unsichtbare Wirklichkeit Gottes zurückging. Sowohl das Kommen - Jungfrauengeburt – als auch das Gehen - Himmelfahrt - sind historische und geschichtliche Tatsachen. Jesus ging aus dieser Wirklichkeit in Gottes Wirklichkeit zurück an einem ganz bestimmten Tag: 40 Tage nach Ostern. Das passierte an einem ganz bestimmten Ort: Der Ölberg, ca. 1 km von Jerusalem entfernt! Dafür gibt es laut Petrus
(Apostelgeschichte 1, Vers 22) Augenzeugen!Und Stephanus, der erste Märtyrer sieht kurz vor seiner Steinigung Jesus zur Rechten Gottes stehen
(Apostelgeschichte 7, Vers 56).Jesus ist also von Gott zu uns gekommen und dann zu Gott zurückgegangen. Dabei handelt es sich aber nicht um irgendwelche Himmelsreisen, sondern entscheidend ist der Gang Jesu von und zu Gott.
Sein Abstieg - seine Menschwerdung - offenbart die Liebe des Vaters. Diese Liebe wurde sichtbar auf Golgatha, wo sich Christus für alle annageln ließ.
Sein Aufstieg - seine Himmelfahrt – offenbart die Macht Gottes. Im Abstieg ist Jesus der Offenbarer, der uns zeigt und sagt, wer und wie Gott ist! Im Aufstieg ist Jesus der Vollender, der Auferstandene, der Herr aller Herren! Im Abstieg und Aufstieg - Menschwerdung und Himmelfahrt - durchschreitet Jesus den Raum zwischen Gott und Welt, zwischen Licht und Finsternis, zwischen der unsichtbaren Wirklichkeit Gottes und der sichtbaren Wirklichkeit dieser Welt.
2. Was heißt „in den Himmel“?
Hebräer 4, Vers 14 bis 16 (Einheitsübersetzung): Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, laßt uns an dem Bekenntnis festhalten.
Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat. Laßt uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.
Dass es sich hier bei dem Wort „Himmel“ - wie im Vaterunser und an anderen Stellen übrigens in der Mehrzahl
(Im AT nur im Plural!) - nicht um den Weltraum handelt, dürfte jetzt klar sein.Die englische Sprache hat es an dieser Stelle leichter. Sie hat zwei verschiedene Begriffe für den Himmel: einen für den atmosphärischen Himmel, den die Meteorologen bei ihren Wetterkarten meinen und den wir meinen, wenn wir nachts uns die Sterne anschauen, oder am Strand liegen und uns braun brennen lassen. Dann wird vom „sky“ gesprochen.
Aber daneben gibt es in der englischen Sprache das Wort „heaven“. Damit ist nicht der Weltraum - der Himmel über uns - sondern eine geistliche Dimension gemeint, die unsichtbare Wirklichkeit Gottes.
Dieser Himmel - heaven - ist nicht einfach „oben“, so dass man die Augen zu ihm erheben könnte, sondern er umgibt uns geradezu von allen Seiten. So lesen wir schon im alten Testament,
1. Könige 8, Vers 27 (Einheitsübersetzung): Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde? Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht.Und sagte der Auferstandene seinen Jüngern nicht:
Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden? (Matthäus 28, Vers 18)Christi Himmelfahrt ist nicht der Wechsel vom Diesseits ins Jenseits. Die Bibel teilt die Wirklichkeit nicht in ein Diesseits und ein Jenseits auf, sondern sie unterscheidet die sichtbare Wirklichkeit von der unsichtbaren Wirklichkeit, ohne sie aber voneinander zu trennen. Jesus hat viele sogenannte Himmelreichsgleichnisse erzählt, in denen er deutlich macht, dass unsere sichtbare Wirklichkeit mit der unsichtbaren Wirklichkeit Gottes ganz eng verknüpft ist.
Man kann sagen: Mit Jesus ist der Himmel auf die Erde gekommen!
Lukas 17, Vers 21: Das Reich Gottes ist mitten unter euch!Er spricht vom Wachstum dieses Reiches. Und wer sich darauf einlässt, auf Matthäus 13 zum Beispiel, dem wird klar, dass der Himmel nicht irgendwo weit weg ist, sondern quasi als eine andere Dimension unsere sichtbare Wirklichkeit durchzieht. Und überall dort greifbar wird, wo Menschen sich Christus unterstellen. So spricht Jesus von der Ausbreitung des Himmelreichs in dieser Zeit und Welt. Das Reich Gottes, das Reich der Himmel, die unsichtbare Wirklichkeit Gottes durchzieht nach Jesu Aussagen unsere sichtbare Wirklichkeit. Das Himmelreich - so sagt es Jesus - ist zwar klein wie ein Senfkorn in dieser Welt, unscheinbar und kaum beachtet, und dennoch wächst es heran zu einem großen und herrlichen Baum. In einem anderen Gleichnis vergleicht er das Reich Gottes mit einem Sauerteig, der unter Mehl gemischt wird, bis der ganze Teig durchsäuert ist.
Der Sauerteig der Wirklichkeit Gottes durchsäuert das Mehl unserer Wirklichkeit. In dem Moment wo Jesus zum zweiten Mal aus der unsichtbaren Wirklichkeit Gottes in unsere sichtbare Wirklichkeit tritt, wird die ganze Welt - der ganze Teig um im Bild zu bleiben - von Gottes Wirklichkeit erfüllt!
Um die Verwirrung vollständig zu machen: Die Bibel spricht vom Himmel nicht nur als Wohnort Gottes, sondern auch als eine Art Machtbereich der Dämonen und des Teufels - so z.B. in Epheser 6, Vers 12 und Kolosser 1, Vers 16.
Der Himmel gehört wie die Erde zur Schöpfung Gottes. Damit hat der Himmel aber einen Anfang und auch ein Ende. Der Himmel ist also nicht ewig. Im letzten Buch der Bibel wird uns davon berichtet, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft.
Und: Jesus ist wichtiger als der Himmel! Ohne den lebendigen Gott ist der Himmel wertlos und unbewohnbar!
Der Himmel in den Jesus aufgefahren ist, ist also kein bestimmter Ort. Der Himmel - oder deutlicher gesagt, der heaven - befindet sich nicht irgendwo in der Unendlichkeit des Kosmos, sondern er durchzieht geradezu unsere Wirklichkeit als die verborgene und somit für uns noch unsichtbare Welt Gottes. Wenn Jesus wiederkommt, wenn er zum zweiten Mal aus dieser - wenn wir so wollen - vierten oder fünften Dimension unserer sichtbaren Wirklichkeit und seiner unsichtbaren Wirklichkeit kommt, fällt es zusammen - im wahrsten Sinne des Wortes: Himmel und Erde werden vergehen und die neue Welt Gottes kommt. Zeichenhaft ist sie schon da, unscheinbar wie ein Senfkorn und doch unaufhaltsam!
Christus hat also nicht den Ort, sondern seine Position gewechselt. Er ist zurück zum unbegrenzten Gott gegangen. Heraus aus der Begrenzung von Raum und Zeit in diese für uns unfassbare, unbeschreibbare und grenzenlose Dimension, die allein von dem allmächtigen Gott begrenzt wird. Das ist tatsächlich eine andere Dimension, außerhalb und ohne Begrenzung durch die Zeit. Tatsächlich und vollkommen grenzenlos und allein durch Gott begrenzt! Weil uns Menschen die Worte fehlen, um das zu beschreiben, und der Verstand um das erfassen zu können, sprechen wir vom Himmel Gottes. Dabei sollten wir uns sehr bewusst sein, dass dieser Begriff „Himmel“ - oder besser noch „heaven“ der Versuch ist, etwas Unbegreifbares und Unaussprechliches durch einen Begriff zu fassen. Dabei ist aber dieses Wort - wie jedes andere - dafür letztlich nur sehr begrenzt tauglich!
Aufgefahren in den Himmel ist kein Ortswechsel, sondern ein Machtwechsel!
3. Was heißt „sitzend zur Rechten Gottes“?
Epheser 1, 18 – 23 (Einheitsübersetzung): Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.
Er hat sie an Christus erwiesen, den er von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften und über jeden Namen, der nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen genannt wird.
Alles hat er ihm zu Füßen gelegt und ihn, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt. Sie ist sein Leib und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht.
Was heißt „sitzend zur Rechten Gottes“? Damit wird bildhaft Kraft, Stärke und Herrschaft ausgedrückt. Der rechte Platz ist der Ehrenplatz.
Christus hat auf der Regierungsbank Gottes Platz genommen. Er hat seinen Ehrenplatz eingenommen. Ihm ist alle Herrschaft übergeben, über alles was im Himmel und auf Erden ist. Christus ist der Herr aller Herren.
Er herrscht über die Engel und alle Mächte, Gewalten in der Dimension, die wir mit Himmel beschreiben. Er herrscht aber auch über den Teufel und die Dämonen, über die Mächte und Gewalten, in der Dimension, die wir mit Hölle beschreiben. Und er herrscht über alle Machthaber und Präsidenten, über alle Diktatoren und Wirtschaftsbosse und Machthaber in der Dimension, die wir mit Welt beschreiben.
Christus sitzend zur rechten Gottes bedeutet, dass er das letzte Wort hat, dass alles Leid und Unrecht dieser Welt im Großen und im Kleinen nicht unbemerkt an ihm vorbeiläuft.
Karl Barth hat dazu einmal gesagt: „Es wird regiert!“
Himmelfahrt Christi bedeutet nicht, dass Christus sich zur Ruhe gesetzt hat, sondern auf die Regierungsbank! So sagt dann Paulus, dass Christus das ganze All - das ganze Universum, die sichtbare und unsichtbare Wirklichkeit beherrscht: Den Mikro- und den Makrokosmos - alles! Es gibt keinen Bereich, den Christus nicht beherrscht! Alles läuft auf ihn zu!
Auf Christus hin leben wir. Wir leben auf ihn zu. Weil Christus Herr aller Herren ist, König aller Könige, alle Macht im Himmel und auf Erden hat, deshalb können wir gelassen in die Zukunft sehen.
Wir warten auf IHN, der gekommen ist, der sich am Kreuz für uns hingegeben hat, dem alle Macht gehört. Er ist der Erste, der Letzte und der Einzige: Christus!
Wer darum weiß, kann nie mehr ganz verzweifelt sein. Er kann in Zweifel geraten, in Leid und Schwierigkeiten, aber er kann nicht mehr verzweifeln. Weil Christus der Herr ist!
Wenn das stimmt, wenn Christus zurück zu Gott gegangen ist und ihm alle Macht gehört:
1. sind alle Gegenmächte nur zum Dienste Gottes bestimmt! Und ich brauche mich nicht mehr zu fürchten.
2. ist auch alles Schwere meines Lebens letztlich ein Puzzleteil in Gottes Bild von meinem Leben. Und ich brauche nicht zu resignieren.
3. haben wir die gute Nachricht an den Mann und an die Frau zu bringen, dass Gott in Christus jedem die Hand zum Neuanfang entgegenstreckt. Und ich brauche mich Seiner nicht mehr zu schämen.
So ist die Himmelfahrt also das Fest der Herrschaft Jesu Christi!
Ich schließe mit dem Christushymnus -
Philipper 2, Vers 5 bis 11 (Einheitsübersetzung): Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: "Jesus Christus ist der Herr" - zur Ehre Gottes, des Vaters.
Amen.