Gott ist barmherzig!

Wir haben miteinander gesungen und gebetet und uns durch das Abendmahl neu zeigen lassen, wie groß sein Erbarmen mit uns ist. Gott ist barmherzig. Er hat uns Jesus geschenkt und mit ihm alles, was wir brauchen zum Leben und zum Sterben.

Gottes Barmherzigkeit hat einen Namen - den Namen - den Namen, der über alle anderen Namen steht: Jesus!

Wenn man unser deutsches Wort für barmherzig näher untersucht, stellt man fest, daß damit mehr gemeint ist, als nur Mitleid zu haben. In diesem Wort stecken die Worte "Erbarmen" und "Herz". Barmherzig ist "jemand, der ein Herz für die Unglücklichen hat!"

Barmherzig ist jemand, der selbstlos hilft, der nicht nur mitfühlt, sondern anpackt um die Not zu lindern.

Auf Barmherzigkeit hat man keinen Anspruch. Barmherzigkeit wird einem geschenkt. Barmherzigkeit hat man nicht verdient. Barmherzigkeit wird einem gewährt.

Das war Jona's Problem: Das Gott mit Gottlosen barmherzig umgeht. Das er Gnade vor Recht ergehen läßt. Das ihm 120.000 Menschen und die Tiere dieser Stadt mehr am Herzen liegen als der gute Ruf des großen Propheten Jona.

Davon reden die Psalmen, von der Barmherzigkeit Gottes!

Psalm 86, Vers 15: Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, du bist langmütig, reich an Huld und Treue.

Psalm 103, Vers 8: Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte.

Psalm 116, Vers 5: Der Herr ist gnädig und gerecht, unser Gott ist barmherzig.

Psalm 145, Vers 8: Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade.

Davon leben wir, daß Gott barmherzig ist. Das er sein Herz an uns verloren hat. Das er sich in und durch Jesus über uns erbarmt hat, obwohl jeder einzelne von uns nichts weiter als den ewigen Tod verdient hat.

Wir leben vom Erbarmen Gottes - von Jesus - lebenslang! Deshalb feiern wir doch miteinander das Abendmahl, damit wir das nicht vergessen: Das wir den Himmel nicht verdient haben, sondern ihn durch Jesus und sein Erbarmen - seinen Tod - geschenkt bekommen haben.

In Jesus nahm die Barmherzigkeit Gottes Fleisch an. Epheser 2, Vers 4: Aber Gott ist reich an Erbarmen. Er hat uns seine ganze Liebe geschenkt: Jesus!

In Jesus hat Gott sich über uns erbarmt. In Jesus hat uns die Barmherzigkeit Gottes besucht. In Jesus hat Gott uns alles geschenkt. Das haben wir nicht verdient. Das können und müssen wir auch nicht wieder gut machen. Das dürfen wir einfach dankbar und staunend annehmen und genießen. Barmherzigkeit ist selbstlos, denkt nicht an sich, hat ein Herz für die Unglücklichen! Gott ist barmherzig, so können wir es in der Bibel schwarz auf weiß nachlesen. In Jesus hat Gott seine Barmherzigkeit mit uns Menschen bis hin zum Kreuz unter Beweis gestellt. Jesus ist der letzte Beweis der Barmherzigkeit Gottes mit jedem einzelnen Menschen auf dieser Erde. Jesus ist selbstlos, hat nicht an sich gedacht, hat sein Herz an die Unglücklichen verloren. Wir müssen nur einmal die Evangelien lesen, wie Jesus mit Menschen umging.

Da hat er zehn geheilt und nur einer kam zurück! Da hat er sich selbst für alle Welt und für jeden Menschen hingegeben - Johannes 3, Vers 16: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. - und wie viele gehen achtlos an diesem Gekreuzigten vorbei und glauben ihm nicht!

Nicht auszudenken - wenn Jesus so rechnen würde wie er: "Lohnt sich das?" Er wäre nie ans Kreuz gegangen!

Barmherzigkeit ist selbstlos, denkt nicht an sich, hat sein Herz an den Unglücklichen verloren, rechnet nicht nach und rechnet nicht auf. Barmherzigkeit ist Liebe in Aktion. Jesus - so sieht Barmherzigkeit aus.

Unser Wochenspruch bringt es auf den Punkt, Jesaja 42, Verse 1 bis 9: Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und läßt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln.

So spricht Gott, der Herr, der den Himmel erschaffen und ausgespannt hat, der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr wächst, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht und allen, die auf ihr leben, den Geist: Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien. Ich bin Jahwe, das ist mein Name; ich überlasse die Ehre, die mir gebührt, keinem andern, meinen Ruhm nicht den Götzen. Seht, das Frühere ist eingetroffen, Neues kündige ich an. Noch ehe es zum Vorschein kommt, mache ich es euch bekannt.

So wie Gott mit Ninive Erbarmen hatte, so weinte Jesus über Jerusalem. Lukas 19, Verse 41 bis 42: Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen.

Das dreht Gott das Herz um, wenn er Menschen in ihr Unglück laufen sieht, und sie wollen nicht.

Das drehte Gott das Herz um: Ninive: 120.000 Menschen und das Vieh! Das läßt Gott das Herz schwer werden, wenn wir seine Vergebung für unsere Schuld in Anspruch nehmen wollen, aber selbst nicht bereit sind, andere aus ihrer Schuld uns gegenüber freizulassen. Das läßt ihm das Herz schwer werden, weil er uns so nicht vergeben kann!

Als Christen sind wir Christus verpflichtet. Weil wir selbst von der Vergebung Gottes leben, können und müssen wir auch anderen vergeben.

Weil wir selbst von der Barmherzigkeit Gottes leben, können und müssen wir auch mit anderen barmherzig sein.

Als Christen bleiben wir Christus verpflichtet.

Matthäus 5, Vers 7: Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.

Lukas 6, Vers 36: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!

Als Christen haben wir an Jesus Maß zu nehmen. So wie Jesus barmherzig mit uns ist, sollen auch wir miteinander barmherzig sein.

Das können wir aber nicht aus uns heraus. Ich kann das nicht. Ich bin nicht barmherzig. Ich erwarte Anerkennung für das was ich tue. Ich bin nicht selbstlos. Ich habe auch oft kein Herz für die Unglücklichen. Und manchmal hat der eine oder andere von euch darunter gelitten, daß ich so hart und herzlos sein kann.

Aus uns heraus können wir nicht wie Jesus leben. In uns sind ganz andere Gedanken und Gefühle: Stolz und Überheblichkeit, Enttäuschung und Wut, Neid und Bitterkeit.

Als Christen leben wir lebenslang von Jesus und von seiner Barmherzigkeit. Ich kann anderen nur vergeben, wenn ich selbst aus der Vergebung lebe. Ich kann nur barmherzig sein, wenn ich selbst von der Barmherzigkeit lebe.

Die 10 Gebote beginnen mit der Aussage: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben (2. Mose 20, Verse 2 bis 3).

Jesus beginnt seine Bergpredigt vor den Ohren eines stolzen und selbstgerechten Volkes - das mit aber schon lange nicht mehr nach diesen 10 Geboten lebt - mit dem Satz: Glücklich sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind, denn Gottes Herrschaft und Herrlichkeit gehört ihnen (Matthäus 5, Vers 3).

Nur wer aus der Vergebung Gottes lebt - wer nicht zurück nach Ägypten will - wird nach den 10 Geboten leben!

Nur wer auf das Erbarmen Gottes angewiesen bleibt - wer seine Armseligkeit vor Gott erkennt - wird barmherzig sein!

Ich kann nur als Christ leben, wenn ich Tag für Tag mit Christus lebe, wie die Rebe am Weinstock. Ohne mich - sagt Jesus - können wir nichts tun! Wir können ohne den auferstandenen und durch den Heiligen Geist in uns gegenwärtigen Jesus nicht einfach anderen vergeben und auch nicht barmherzig sein.

Wenn unser Herz nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt ist, wenn unsere Gedanken nicht von seinem Wort leben, wird es sehr menschlich und damit unbarmherzig und manchmal sogar rachsüchtig in uns aussehen.

Es geht nicht um Moral, um ein anständiges Leben. Es geht Jesus darum, daß er in uns und durch uns zum Zuge kommt. Das wir die Vergebung weitergeben, die wir von ihm selbst empfangen, daß wir die Barmherzigkeit leben, die er selbst ist.

Christus in uns und durch uns. Darum geht es!

Wir haben einen lebendigen Herrn. Jesus ist nicht nur für unsere Schuld gestorben. Er ist auch auferstanden von den Toten und lebt, damit wir jetzt durch ihn leben können, zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen.

Seid barmherzig - sagt Jesus - wie es auch euer Vater ist! Weil wir als Christen tatsächlich und in Autorität und Vollmacht Kinder dieses Vaters sind, weil sein Geist in uns lebt, weil wir vom Blut Christi leben, deshalb - und nur deshalb - können wir barmherzig sein!

Nur so können wir Aufforderungen wie diese leben, Epheser 4, Vers 32: Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.

1. Petrus 3, Vers 8: Endlich aber: seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe, seid barmherzig und demütig!

Als Christen sind wir Christus verpflichtet, der Barmherzigkeit Gottes. Weil Jesus lebt, weil er in uns lebt, können wir barmherzig miteinander umgehen.

Je intensiver jeder einzelne von uns mit Jesus lebt, desto barmherziger werden wir miteinander sein.

Und es wird noch etwas geschehen, wenn unsere Jesusbeziehungen intensiver werden. Wir werden wie er über Jerusalem über Krefeld weinen.

So wie Gottes Herz damals voller Erbarmen für Ninive war, für 120.000 Menschen und die Tiere - so ist sein Herz heute voller Erbarmen für Krefeld, für die über 240.000 Menschen dieser Stadt.

Je mehr wir unser Herz für Gott öffnen, desto deutlicher werden wir erkennen, daß Gottes Barmherzigkeit jedem einzelnen Menschen dieser Stadt gilt. Gott hat ein Herz für Krefeld. Er hat sein Blut für die Menschen dieser Stadt vergossen.

Deshalb können wir als Christen nicht herzlos bleiben. Gott ist nicht nur mit uns barmherzig. Er hat ein Herz für die Unglücklichen! Er hat in Jesus sein Herz an Dich und an mich und an jeden einzelnen Menschen dieser Stadt verloren!

Jesus weinte über Jerusalem, weil er die Menschen liebte und weil die Menschen dieser Stadt seine Barmherzigkeit nicht wollten. Heute weint er über Krefeld, über die Menschen dieser Stadt, die ohne seine Barmherzigkeit leben - weil er die Menschen liebt! Matthäus 9, Verse 36 bis 38: Als er die vielen Menschen sah, hatte er großes Mitleid mit ihnen. Sie waren hilflos und verängstigt, ohne Ziel und ohne Hoffnung. Sie waren wie Schafe ohne ihren Hirten. «Die Ernte ist so groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter», sagte Jesus zu seinen Jüngern. «Bittet darum den Herrn, daß er noch mehr Arbeiter schickt, die seine Ernte einbringen!» Jesus möchte unser Herz mit seiner Barmherzigkeit erfüllen, so das wir ein Herz für die Unglücklichen bekommen. Glücklich sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind, denn Gottes Herrschaft und Herrlichkeit gehört ihnen (Matthäus 5, Vers 3).



Krefeld, den 30. August 1998
Pastor Siegfried Ochs



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