Geist und Fleisch

Galater 5, Verse 24 bis 26 (Hoffnung für alle): Es ist wahr: Wer zu Christus gehört, der hat sein selbstsüchtiges Wesen mit allen Leidenschaften und Begierden an das Kreuz geschlagen. Durch den Heiligen Geist haben wir neues Leben, und das soll jetzt auch bei uns sichtbar werden. Blinder Ehrgeiz, der nur unsere Eitelkeit befriedigt, gegenseitige Kränkungen und Neid dürfen bei uns keine Rolle mehr spielen.

Mit diesen drei Versen beendet Paulus das gewaltige 5. Kapitel seines Galaterbriefes. Er fasst hier die wesentlichen Aussagen nochmals zusammen und zum guten Schluss gibt er noch eine konkrete Anweisung weiter:

Christen haben ihr Fleisch gekreuzigt!

Christen leben aus dem Geist und folgen ihm!

Christen gehen anders miteinander um!

Diese drei Verse sind wie ein Paukenschlag und eröffnen den Weg des Glaubens und des Lebens, eben den Weg Jesus nach, der zugleich immer der Weg der Hingabe und der Liebe ist.

Statt dem gesetzlichen: "Du sollst und Du musst", beginnt dieser Weg mit einer Zusage: "Du hast!" In Jesus haben Christen ihr Fleisch gekreuzigt, diese alte Natur, diesen alten Adam. Christen können anders leben, weil Christus uns befreit hat.

Ein Toter kennt keine selbstsüchtigen Gedanken mehr. Ein Toter lässt sich nicht mehr von seinen Trieben bestimmen.

Galater 5, Vers 24: Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.

Christsein bedeutet Herrschaftswechsel, heißt Sterben: nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir (Galater 2, Vers 20). Das ist genau das, was Jesus meinte, als er sagte, Markus 8, Vers 34: Wer mir folgen will, muß sich und seine Wünsche aufgeben, sein Kreuz auf sich nehmen und auf meinem Weg hinter mir hergehen.

Es gibt für uns keinen anderen Weg um mit unserem Fleisch - unserem ICH - fertig zu werden, als zu sterben. Nur Tote können nicht mehr sündigen!

Dort, wo es um mich geht - um mein ICH - regt sich immer wieder das Fleisch, der "alte Adam" oder die "alte Eva". Nur in Christus sind wir frei von unserer alten Art, von unserer Selbstsucht. Nur wenn wir uns als mit Christus gekreuzigt und gestorben begreifen, können wir auch mit Jesus leben: nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir (Galater 2, Vers 20).

Der Weg des Gesetzes - des Du sollst und Du musst - ist der falsche Weg der Selbsterlösung, der eigenen Leistung, des Besserwerdenwollens. Der Weg, den Paulus uns hier eröffnet ist der Weg des Sterbens, der Weg des Herrschaftswechsels, eben der Weg mit Jesus. Beim "Du sollst und Du musst" schauen wir nur auf uns selbst, bzw. auf den anderen, ob er auch entsprechend den Regeln und Vorschriften lebt. Bei dem Weg, den Paulus hier eröffnet, schauen wir nur auf Jesus!

Nur in dieser Bindung an Jesus - als mit ihm gekreuzigte und auferstandene - können wir unser Fleisch überwinden.

Vom Zuspruch kommt Paulus zum Anspruch, Vers 25: Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen. Er fragt nicht danach, ob die Christen in Galatien den Heiligen Geist haben - das war für ihn keine Frage! - oder wie viel Heiligen Geist sie haben. Er fragt danach, ob sie dem Heiligen Geist auch folgen.

Wenn - dann: Wenn wir uns als Christen auf die Gabe des Heiligen Geistes berufen - dann - sind wir aufgefordert auch dem Geist zu folgen. Nicht der Geistbesitz macht den Christen aus, sondern die Nachfolge. Nicht die Theorie, sondern das Leben. Der Zuspruch des Heiligen Geistes beinhaltet zugleich auch immer den Anspruch jetzt auch dem Heiligen Geist Raum zu geben und ihn in unserem Leben bestimmen zu lassen.

Paulus fragt: Wer bestimmt? Wer sitzt am Steuer? Wer bestimmt unser Leben?

Fleisch oder Geist?

Unser ICH und damit letztlich das Lustprinzip, unsere Triebe, unser ES wie Freud es nannte?

Oder ER und damit der Heilige Geist, der zugleich ja auch der Geist Christi ist und damit immer die Gesinnung Jesu widerspiegelt?

Wer bestimmt unser Leben?

Lass ich mich treiben oder vom Heiligen Geist bestimmen? Geht es um mein Reich oder um sein Reich? Welches Gebet lebe ich heute: Dein Wille geschehe oder mein Wille geschehe?

Ob der Hehlige Geist uns bestimmt, oder aber es um unseren Kopf geht, lässt sich nicht gefühlsmäßig beantworten, sondern nur durch die Art und Weise, wie wir leben. Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen.

Der Heilige Geist ist der Geist Jesu Christi. Wenn er uns bestimmt, leben wir so wie Jesus es uns vorgelebt hat. Daran ist der Heilige Geist erkennbar: An unserem Dienen, am unteren Weg. Nicht herrschen, sondern dienen. Es ist der Weg der Demut und nicht des Stolzes. Es ist der Weg dem anderen zu seinem Recht zu verhelfen und nicht der Rechthaberei.

Daran ist der Heilige Geist zu erkennen. Das ist genau das, was Paulus im 26. Vers anspricht: Blinder Ehrgeiz, der nur unsere Eitelkeit befriedigt, gegenseitige Kränkungen und Neid dürfen bei uns keine Rolle mehr spielen.

Dort wo der Heilige Geist uns regiert, gehen Christen anders miteinander um. An unserem Umgang miteinander ist zu erkennen, wer in unserem persönlichem und gemeindlichem Leben das Sagen hat. Wenn wir voreinander auftrumpfen, nach Anerkennung und Ehre streben, miteinander um den besten Platz streiten, um Macht und Einfluss kämpfen und aufeinander neidisch oder eifersüchtig sind, regiert uns nicht der Heilige Geist, sondern das Fleisch!

Dem Geist folgen bedeutet Leben wie Jesus, bedeutet: Dienen, meint den unteren Weg gehen, eben Füße waschen und nicht den Kopf!

Dem Geist folgen bedeutet Leben mit Jesus, bedeutet: Auf seine Stimme hören, ihm nachfolgen, sein Wort lesen und leben!

Dem Geist folgen bedeutet Leben durch Jesus, bedeutet: Jesus in uns! Aus seiner Kraft leben, ihm Vertrauen auf ihn und der Liebe Raum geben.

Die ständige Auseinandersetzung, von der Paulus hier spricht, dem Streit in uns zwischen Fleisch und Geist - und auch der Streit zwischen uns - ist die Frage ob ich herrsche oder diene, ob es um meine Ehre oder um den anderen geht, ist letztlich immer die Frage: Jesus oder ich?

Denn Tote kämpfen nicht mehr gegeneinander!

So wie das Abendmahl uns immer wieder zeigt, das Jesus uns erlöst hat, werden wir durch die gemeinsame Feier des Abendmahls zugleich daran erinnert, das wir als Christen - als Erlöste - zusammengehören, denn wir haben alle von dem einen Brot gegessen.



Krefeld, den 28. Mai 2000
Pastor Siegfried Ochs



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