Vor drei Wochen haben wir uns
angeschaut, was passiert, wenn wir auf dem Fahrersitz unseres Lebens sitzen.Heute wollen wir uns anschauen, was passiert, wenn wir Jesus das Steuer unseres Lebens überlassen, wenn er bestimmt und das Drehbuch unseres Lebens schreibt:
Galater 5, Verse 22 bis 23: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht.
Es gibt eine Fülle von ganz verschiedenen zerstörerischen Werken, die wir unserem Egoismus - unserem Fleisch verdanken - aber es gibt daneben nur eine einzige Frucht des Heiligen Geistes.
Da der ursprüngliche griechische Text keinerlei Satzzeichen kennt, könnte mit gleichem Recht statt einem Komma hinter Liebe auch ein Doppelpunkt stehen. Und dann wird auf einmal klar, weshalb die Frucht nur im Singular steht, weshalb es nur eine Frucht des Heiligen Geistes gibt.
Man kann diese beiden Verse also auch so übersetzen:
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe: (nämlich) Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.Das würde bedeuten, dass mit der Frucht des Geistes nichts anderes als die Liebe gemeint ist und die anderen 8 Begriffe verschiedene Aspekte dieser einen Frucht - der Liebe - sind. Dieser Meinung ist übrigens auch die Einheitsübersetzung, die genau das über die Verse 13 bis 26 als Überschrift setzt: "Die Liebe als Frucht des Geistes".
Das dies keine theologische Haarspalterei ist, sondern dem Kern der Bibel entspricht, wird auch durch 1. Korinther 13 deutlich. Das so genannte "Hohe Lied der Liebe" ist umrahmt von den beiden großen Kapiteln über die geistlichen Gaben. Die Korinther waren hoch begabte Leute. Aber ihr Leben war eine einzige Katastrophe. Deshalb schreibt Paulus den hochbegabten Lebenschaoten diesen Text und macht ihnen klar:
ohne die Liebe - nichts ist - wertlos!
Jesus beendet seine Rede vom Weinstock und den Reben - übrigens zusammenfassend im 17. Vers mit diesem Satz:
Deshalb sage ich euch noch einmal: Ihr sollt einander lieben!Die Frucht des Weinstocks steht nicht nur wie die Frucht des Geistes in der Einzahl, sondern es geht dabei auch um dieselbe Frucht: Um die Liebe!
An der Liebe - sagt Jesus 2 Kapitel vorher -
An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid (Johannes 13, 35).Auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot antwortet Jesus:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Matthäus 22, 37 - 39).Die Frucht des Geistes entspricht eben dem Wesen Gottes - und deshalb kann Johannes das nicht anders als so schreiben:
Laßt uns einander lieben, denn die Liebe kommt von Gott. Wer seinen Bruder liebt, beweist damit, daß er ein Kind Gottes ist und Gott wirklich kennt. Wer aber den anderen nicht liebt, der weiß nichts von Gott; denn Gott ist Liebe (1. Johannes 4, Verse 7 bis 8).Es gibt nur eine Frucht des Heiligen Geistes und die entspricht dem Wesen Gottes und das ist Liebe.
Diese Liebe, die sich in Jesus für uns verschwendet hat, geht laut Paulus niemals der Atmen aus: sie
erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles und hält allem stand (1. Korinther 13, 8).Die Frucht des Geistes ist Liebe - ist wie Gott selbst - denn Gott ist Liebe. Die Frucht des Geistes zeigt sich an Jesus - der sich totgeliebt hat für uns. Wo sein Geist - der Heilige Geist - uns regiert, werden wir dazu befähigt - wie Jesus - zu lieben.
Diese Liebe - die Frucht des Heiligen Geistes - hat also nichts mit Bravsein und falscher Harmonie zu tun. Sie ist wie Jesus selbst, voller Leidenschaft und Hingabe. Sie ist weder berechnend, noch abwartend. Sie lebt weder von der Sympathie des Anderen, noch erwartet sie eine Gegenleistung. Sie ist wie Jesus selbst.
Liebe ist der bewusste, schöpferische Akt der Zuwendung zu einem Menschen, um ihm im Namen Jesu zu helfen oder eine Freude zu machen, ohne dafür Bedingungen zu stellen (Christian Schwarz, Der Liebe-Lern-Prozess, C & P Verlag, Seite 21).Die anderen 8. Begriffe sind wie die Blätter dieser einen Blume:
Freude
Diese Freude ist losgelöst von den äußeren Lebensumständen. Es geht um eine Freude, die sich allein in Jesus gründet - um "die Freude am Herrn". Diese Freude trotzt den äußeren Umständen und zeigt sich - laut Bibel - oft gerade mitten im Leid. Und gerade dort bleibt sie gelassen. Sie lässt sich nicht verbergen und auf andere wirkt sie ansteckend.
Frieden
(Schalom, Wohlbefinden, Heil, Sicherheit)Im Neuen Testament wird uns der Frieden mit drei verschiedenen Aspekten beschrieben: Als einen inneren Frieden, eine Art Gemütsruhe. Daneben als den Frieden mit Gott. Darüber hinaus als das Heilsein des ganzen Menschen - dem Schalom Gottes - aus dem das Miteinander der Menschen erwächst.
Geduld
(Standhaftigkeit, Ausdauer, Langmut)Damit ist eine Beharrlichkeit gemeint, die sich nicht so leicht durch widrige Umstände erschüttern lässt. Sie gründet in der Geduld Gottes, die keinen Menschen aufgibt. Es geht um Zielstrebigkeit, die mit Nachsicht Hand in Hand geht.
Freundlichkeit
(Güte, Rechtschaffenheit, Milde)Es geht hierbei um die aktive Zuwendung zum Anderen, die sich durch Aufmerksamkeiten in Form von Zuwendung, Geschenken, Zuhören, oder einfach einem Lächeln zeigt.
Güte
(Rechtschaffenheit, das Gute tun)Dieser Begriff ist eher mit "Gutheit" wiederzugeben. Es geht um eine Haltung, die kompromisslos nach dem fragt, was Gott will und dabei dem Bösen im eigenen Leben und im Leben anderer widersteht.
Treue
(Zuverlässigkeit, Vertrauen, Glaube)Dieses Wort lässt sich auch mit Glauben übersetzen und bedeutet Zuverlässigkeit und Vertrauen. Ich vertraue anderen und bin selbst vertrauenswürdig.
Bescheidenheit
(Sanftmut, Freundlichkeit, Milde)Hiermit ist das Gegenteil von streitender eifernder Rechthaberei gemeint. Bescheidene oder sanftmütige Menschen haben keine Probleme damit, sich anderen unterzuordnen. Sie reagieren nicht so schnell zornig, sondern haben eine milde, wohlwollende und duldsame Ausstrahlung.
Selbstbeherrschung
(Enthaltsamkeit, Disziplin)Es geht hierbei um Nüchternheit, Maß halten und Mäßigung in allen Lebensbereichen. Es geht um Disziplin auf den verschiedensten Gebieten unseres Lebens.
Diese 8 Begriffe sind wie die Blätter einer einzigen Blume. So werden sie uns auch alle als die eine Wirkung der Liebe in
1. Korinther 13 beschrieben:Freude
Vers 6: Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Frieden
Vers 5: Sie läßt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
Geduld
Vers 4 und 7: Die Liebe ist langmütig. Sie hofft alles, hält allem stand.
Freundlichkeit
Vers 5: Sie handelt nicht ungehörig.
Güte
Vers 4: Die Liebe ist gütig.
Treue
Vers 7: Sie glaubt alles.
Bescheidenheit
Vers 4: Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.
Selbstbeherrschung
Vers 5 und 7: Sie sucht nicht ihren Vorteil. Sie erträgt alles.
So wie es nur diese eine Frucht des Geistes - die Liebe - in diesen acht Facetten gibt, so ist diese Frucht zugleich immer das Wirken des Geistes Gottes. Sie ist niemals unser Verdienst. Sie ist das Ergebnis, wenn Jesus auf dem Fahrersitz unseres Lebens sitzt. Die Liebe entsteht als Frucht, wenn der Heilige Geist unser Leben regiert.
Wo die Liebe ihre Frucht bringt, da hat auch das Gesetz seine Aufgabe verloren. Was sollte das Gesetz noch befehlen, wenn doch die Liebe viel mehr tut, als das Gesetz überhaupt fordern kann.
So nimmt Paulus die gesetzlichen Galater an die Hand und führt sie auf den Boden des Evangeliums zurück. Denn das Gesetz fordert nur. Die Liebe kann nicht anders, sie lebt!
Mit seinen Ausführungen über die Liebe als Frucht des Heiligen Geistes bekräftigt er das, was er bereits im 13. Vers andeutete:
Dient einander in Liebe!Darum geht's!
Dort wo wir Jesus das Steuer unseres Lebens überlassen, breitet sich die Liebe aus in unseren Lebensbeziehungen. Aber diese Liebe entsteht wie eine Frucht.
Ein junger Mann betrat im Traum einen Laden. Hinter der Theke stand ein Engel. Hastig fragte er ihn: "Was verkaufen Sie, mein Herr?" Der Engel antwortete freundlich: "Alles, was Sie wollen." Der junge Mann begann aufzuzählen: "Dann hätte ich gerne das Ende aller Kriege in der Welt, bessere Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft, Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in der Kirche und ... und..."
Da fiel ihm der Engel ins Wort: "Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen.
Willi Hoffsümmer, Kurzgeschichten, Band 1, Seite 113
Wir hätten so gerne die Frucht, aber Gott stellt uns nur den Samen zur Verfügung.
Die Liebe ist das Ergebnis und nicht auf Knopfdruck und sofort verfügbar. Sie ist wie Blumensamen, der in unserem Leben aufgeht, wenn wir Jesus das Drehbuch unseres Lebens schreiben lassen. Wenn wir Jesus wirklich auf den Fahrersitz unseres Lebens lassen, wird die Liebe als Frucht in unserem Leben entstehen.
Aber zuerst einmal ist nur der unscheinbare Samen vorhanden. Das daraus Blumen werden, braucht Zeit und kostet Mühe. Jeder, der einen Garten hat, kann davon ein Lied singen.
Wir können die Frucht also nicht machen! Sie ist ein Geschenk und immer Wirkung des Heiligen Geistes. Genauso wie kein Gärtner - weder ein Hobbygärtner noch ein Berufslandwirt - Frucht machen kann, können wir es.
Wir können lediglich dem Samen der Liebe Raum geben in unserem Leben, so wie wir den Boden im Garten bearbeiten, damit die Pflanzen aufgehen können.
Was wir im natürlichen Leben und im Garten tun, sollten wir auch im geistlichen Leben nicht vergessen:
Nur so entsteht ein gesunder Ackerboden auf dem Frucht entstehen kann. Nur wenn wir uns ab und zu mal umgraben lassen von Jesus, indem wir an einem Tag oder einem Wochenende -
wie z.B. Ende Mai in Stockershorst - mal Bilanz über unser Leben ziehen, kann Frucht wachsen. Nur wenn wir uns düngen und bewässern lassen, indem wir regelmäßig die Bibel lesen, beten und mit anderen Christen Gemeinschaft haben, kann Frucht wachsen. Nur wenn wir auch das Unkraut und das Ungeziefer entfernen, zerstörerische und böse Dinge aufgeben und ausmerzen, kann Frucht entstehen.Wir können die Frucht nicht machen. Aber wir können den Samen - den Gott in unser Leben gelegt hat - zum Wachstum verhelfen oder ersticken. Genauso wie nur auf einem gesunden und bearbeiteten Ackerboden Frucht entsteht, können wir uns dem Wirken des Heiligen Geistes in unserem Leben öffnen oder verschließen.
Laut Jesus und Johannes 15 ist die Liebe als Frucht Gradmesser unserer geistlichen Gesundheit. Deshalb sagt Jesus das so: Wo das natürliche im Leben eines Christen nicht geschieht - Liebe als Frucht der Christusbeziehung - wird die Rebe abgeschnitten.
Aber Johannes 15 ist uns nicht gegeben, um jetzt den anderen zu bewerten oder gar zu beurteilen. Johannes 15 und auch Galater 5 ist uns gegeben um uns selbst den Puls zu fühlen, um wie in einem Spiegel zu sehen, wo wir stehen und nach Gottes Willen stehen sollten.
Wir können uns selbst und unser Leben einschätzen. Wo stehen wir heute und wo soll sich etwas verändern, ganz konkret und ganz praktisch:
Herrscht in meinem Leben und meinen Beziehungen eher:
Langeweile |
oder |
Liebe |
Schwermut |
oder |
Freude |
Unruhe |
oder |
Frieden |
Ungeduld |
oder |
Geduld |
Barschheit |
oder |
Freundlichkeit |
Laschheit |
oder |
Güte |
Unzuverlässigkeit |
oder |
Treue |
Auftrumpfen |
oder |
Bescheidenheit |
Disziplinlosigkeit |
oder |
Selbstbeherrschung |
Wo stehe ich jetzt? Wo ist mein schwächster Punkt? Was soll sich in meinem Leben verändern, ganz konkret und ganz praktisch?