Die Werke des Fleisches

Letzte Woche habe ich uns mit der Frage "Wer fährt heute?" aus dem Gottesdienst entlassen. Erinnern Sie sich? Dabei ging es nicht darum, wer das Auto nach dem Gottesdienst nach Hause fährt - Sie, Ihre Frau oder vielleicht sogar Ihr Kind, sondern es ging um die Frage, wer auf dem Fahrersitz unseres Lebensautos sitzt: Ich oder Jesus.

Wir stehen ständig in dieser Auseinandersetzung wer heute den Wagen fährt: Ich oder ER? Wer bestimmt heute? Lass ich mich treiben oder vom Heiligen Geist bestimmen? Geht es um mein Reich oder um sein Reich? Ob der Heilige Geist uns bestimmt, oder aber es um unseren Kopf geht, lässt sich nicht gefühlsmäßig beantworten, sondern nur durch die Art und Weise, wie wir leben - durch unseren Fahrstil eben!

Da ich uns letzte Woche mit dieser Frage aus dem Sonntag in den Alltag entlassen habe, lade ich jetzt dazu ein, kurz über die letzte Woche nachzudenken und dabei zu überlegen: wer saß denn jetzt tatsächlich am Steuer? Wann habe ich Jesus bestimmen lassen und wo habe ich wieder ins Lenkrad gegriffen? War ich ein guter oder ein schlechter Beifahrer? Indem wir über unseren Fahrstil - die Art und Weise wie wir tatsächlich gelebt haben - nachdenken, wird deutlich wer auf dem Fahrersitz saß.

 

- Zeit der Stille

 

Durch unseren Lebensstil - unseren Fahrstil - wird deutlich, wer uns bestimmt: Unser Fleisch oder der Heilige Geist! Das hat ja Jesus schon gesagt: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen (Matthäus 7, Vers 20).

Wie unterschiedlich das aussieht, wenn uns unser Fleisch oder aber der Heilige Geist bestimmt, macht Paulus in den nächsten Versen deutlich. Entscheidend ist, wer fährt, wer bestimmt. Schauen wir uns heute an, was passiert, wenn wir am Steuer sitzen, wenn der "alte Adam" fährt, Galater 5, Verse 19 bis 21 (Nach der Hoffnung für Alle): Gebt ihr dagegen euern selbstsüchtigen Wünschen nach, ist allen klar, wohin das führt: zu einem sittenlosen Leben, Unzucht und hemmungsloser Zügellosigkeit, zur Anbetung selbstgewählter Idole und zu abergläubischem Vertrauen auf übersinnliche Kräfte. Feindseligkeit, Streitsucht, unberechenbare Eifersucht, Intrigen, Uneinigkeit und Spaltungen bestimmen dann das Leben ebenso wie Neid, Trunksucht, üppige Gelage und ähnliche Dinge. Ich habe es schon oft gesagt und warne euch hier noch einmal: Wer so lebt, wird niemals in Gottes Reich kommen.

Interessant ist die Tatsache, dass Paulus zwei unterschiedliche Bezeichnungen für den fleischlichen Lebensstil einerseits und den geistlichen Lebensstil andererseits wählt. Dort, wo wir selbst bestimmen - wo in Wahrheit also unser Fleisch - auch unser frommes Fleisch regiert - spricht er von den Werken des Fleisches. Dort, wo wir Jesus bestimmen lassen - wo der Heilige Geist regiert - spricht er von der Frucht des Geistes.

Durch diesen kleinen, aber entscheidenden Unterschied wird zweierlei deutlich:

Die Werke des Fleisches habe ich selbst zu verantworten. Ich kann niemand anderen dafür zur Verantwortung ziehen. Sie sind meine Taten. Sie entstehen zwangsläufig als Folge eines egoistischen Lebens.

Die Frucht des Geistes kann ich nicht machen. Sie ist nicht das Ergebnis meiner Bemühungen und Anstrengungen, sondern eine geschenkte Auswirkung eines christushingegebenen Lebens.

Interessant ist auch, dass die Liste mit den Früchten erheblich kürzer ist, als der so genannte "Lasterkatalog". Den 15 genannten Werken des Fleisches stehen lediglich 9 Früchte des Geistes gegenüber. Und Paulus bemerkt im 21. Vers noch an, dass die Liste mit den Fleischeswerken keineswegs vollständig ist.

Die größte Überraschung stellt aber die Tatsache dar, dass Paulus von den Werken des Fleisches im Plural und von der Frucht des Geistes im Singular spricht. Es gibt eine Fülle von ganz verschiedenen zerstörerischen Werken, die wir unserem Egoismus - unserem Fleisch verdanken - aber es gibt daneben nur eine Frucht des Heiligen Geistes.

Durch den Fahrstil wird deutlich, wer am Steuer sitzt. An unserem Lebensstil wird sichtbar, wer unser Leben tatsächlich bestimmt: Der Heilige Geist oder wir selbst. Wenn ich mich selbst ans Steuer meines Lebensautos setze muss ich mich nicht darüber wundern, das es vor Unfällen nur so kracht und das schöne Auto mit der Zeit ziemlich verbeult aussieht und ich dabei auch noch viele andere in ihren Autos gefährde und so manches mal auch schon zerstört habe. Das ist eben so - sagt Paulus - wenn wir unser Auto selbst fahren. Wenn das Fleisch regiert sind die Werke des Fleisches die zwangsläufige Folge davon. Johannes 3, Vers 6: Was aus dem Fleisch geboren ist, - erklärt Jesus dem Nikodemus - das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Gerade unser Auto ist zutiefst ein Zeichen für das, wovon hier die Rede ist, denn Auto kommt von "autonom", Auto bedeutet "selbst". Ein Autofahrer ist einer, der "selber fährt". Und was passiert, wenn wir selbst fahren, dass zeigt Paulus anhand von 15 Beispielen. Als Menschen wollen wir autonom und mobil sein. Wir wollen uns selbstständig und unabhängig bewegen. Wohin das führt, wenn jeder selbst fährt und mobil sein will, können wir Tag für Tag an den Staus der vielen Automobile sehen. Wenn jeder sein Selbst bewegt, bewegt sich eben nichts mehr!

Dieser so genannte Lasterkatalog ist wie gesagt nicht vollständig - und ähnliches mehr - steht da nach diesen 15 lebensgefährlichen Fahrstilen. Paulus stellt hier also keine neuen Regeln auf und auch nicht in seinen anderen Briefen, wo es ähnliche Listen gibt. Paulus gibt uns hier keinen Katalog zum Abhaken an die Hand, er predigt eben keine Moral, sondern er zeigt konkret auf, was alles passieren kann, wenn wir selbst fahren - wenn wir Auto fahren - wenn der "alte Adam" in uns die Überhand bekommt, wenn uns unser Fleisch bestimmt.

Es ist wichtig, dass wir diese Auflistung hier nicht als gesetzlichen Katalog missverstehen, denn gerade darum geht es Paulus nicht. Es ist nämlich nicht damit getan, dass wir uns jetzt anstrengen und bemühen, um besser zu fahren, sondern es geht darum, dass wir nicht mehr selbst bestimmen, sondern Christus bestimmen lassen. Nur er kann unser Auto - unser Selbst - so lenken, dass wir gut und sicher zu Hause bei Gott ankommen.

Der Weg der Gesetzlichkeit - den Paulus ja vorher auf's Schärfste als Irrweg bezeichnet - wäre, dass wir uns bemühen und anstrengen es jetzt noch besser zu machen, vorsichtiger fahren, eben moralisch und anständig Auto fahren. Doch durch das, was Paulus in den Versen 22 bis 23 über die Frucht des Geistes sagt, wird deutlich, dass es eben nicht um Moral geht. Frucht können wir nicht machen. Und es ist auch nicht unsere Frucht, die Mühe unserer Arbeit. Es ist und bleibt die Frucht des Heiligen Geistes, das Ergebnis seiner Mühe in unserem Leben.

Es geht nicht darum, etwas besser zu machen, was nicht besser zu machen ist. Wir können nicht besser Auto fahren. Wir können uns bemühen und anstrengen so viel wir wollen. Wenn wir selbst bestimmen, wird das Ergebnis jedes Mal so aussehen. Nur wenn wir Christus bestimmen lassen, kann die Frucht des Geistes in unserem Leben heranwachsen.

Christsein bedeutet Herrschaftswechsel. Nicht mehr ICH, sondern ER! Ich überlasse Christus mein Auto - mein Selbst. Glauben bedeutet demzufolge, dass ich Christus mein Auto - mein Selbst - täglich neu anvertraue. Das ich wie ein Beifahrer im wirklichen Fahrzeug dem Fahrer blind vertraue - ohne ins Lenkrad zu greifen, ohne das Bodenblech durchzutreten - dass er mich gut und sicher dahin bringt, wohin ich letztlich selbst will.

- Der Weg des Fleisches ist: selbst zu fahren!

- Der Weg des Gesetzes wäre: moralisch anständig zu fahren.

- Der Weg des Glaubens bedeutet: ich lasse mich von Jesus fahren.

Mit diesen 15 unterschiedlichen Werken des Fleisches bekommen wir also weder eine vollständige, noch eine aus eigener Kraft zu erfüllende Liste an die Hand, an der wir ablesen können, wie gut oder schlecht wir sind.

Paulus gebraucht diese Auflistung lediglich um seine These aus den vorangehenden Versen zu erhärten: Nur, wenn der Heilige Geist uns bestimmt, sind wir frei vom Gesetz und auch von den Forderungen des Fleisches. Aus uns heraus und mit unserer Kraft können wir weder das Gesetz erfüllen, noch gegen den "alten Adam" in uns etwas ausrichten. Schaut doch hin, was passiert, wenn man selbst bestimmt, die Folgen - die Werke des Fleisches - sind doch ganz offensichtlich. Und dann legt Paulus los und nennt 15 verschiedene Dinge, die man vier verschiedenen Beziehungsebenen zuordnen kann:

1. Sexualität

- jede Art illegitimen Geschlechtsverkehrs (Prostitution, Unzucht, Hurerei)

- Unreinheit (Unreinigkeit, Unsauberkeit, Schmutz, Unrat)

- Lüsternheit (Zügellosigkeit, Üppigkeit, Schwelgerei, Ausschweifung, Lüsternheit)

2. Glaube

- Götzendienst

- Zauberei (Gebrauch von Heilmitteln, Giftmischerei, Zauberei, Magie, Arznei)

3. Gemeinde

- Feindschaften (PLURAL Feindseligkeit)

- Streit (Streit, Hader, Zwiespalt)

- Eifersucht

- Wutausbrüche (PLURAL Zorn, Grimm, Wut, Wutausbruch, Leidenschaft)

- Selbstsucht (PLURAL Streitsucht; Selbstsucht, Eigennutz)

- Uneinigkeit (PLURAL Spaltung, Zwist, Veruneinigung)

- Parteiungen (PLURAL Schule, Partei, Spaltung, Sekte)

- Neid (PLURAL Neid, Missgunst)

4. Essen und Trinken

- Trinkgelage (PLURAL Trunkenheit)

- Essgelage (PLURAL Gelage, ausschweifende Schmauserei)

Diese 15 genannte Werken des Fleisches sind das genaue Gegenteil von Vers 14: Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Wenn wir selbst bestimmen, geht es eben nur um uns und der andere verkommt zu unserem Objekt: der Lust, der Verehrung oder der Aggression.

Der andere ist nur noch unser Objekt der Begierde.

Auch der Glaube wird zum Mittel zum Zweck. Dort wo wir Gott nicht als Schöpfer und Herrn unseres Lebens anerkennen, werden wir uns eigene Götter schaffen, wie Römer 1, Verse 23 bis 28 deutlich macht: Statt den ewigen Gott zu ehren, begeisterten sie sich für vergängliche Idole; abgöttisch verehrten sie sterbliche Menschen, ja sogar alle möglichen Tiere. Deshalb hat Gott sie auch all ihren Trieben und Leidenschaften überlassen, so daß sie sogar ihre eigenen Körper schändeten. Indem sie die Schöpfung anbeteten und nicht den Schöpfer, haben sie Gottes Wahrheit verdreht und ihrer eigenen Lüge geglaubt. Aber dem Schöpfer allein gehören doch Lob und Ehre bis in alle Ewigkeit - das ist gewiß! Weil die Menschen Gottes Wahrheit mit Füßen traten, ließ Gott sie in abscheuliche Laster fallen: Ihre Frauen praktizierten gleichgeschlechtliche Liebe ebenso schamlos wie die Männer. Damit haben sie die natürliche Ordnung mit einer unnatürlichen vertauscht. Wie es nicht anders sein konnte, haben sie die gerechte Strafe für ihren Götzendienst am eigenen Leib erfahren. Gott war ihnen gleichgültig, und deshalb überließ Gott sie schließlich der ganzen Verwerflichkeit ihres Denkens.

Hier sehen wir auch den Zusammenhang zwischen sexueller Ausschweifung und Götzendienst. Dort wo ich mich von meinen Trieben bestimmen lasse, will ich auch über den Glauben bestimmen und mittels bestimmter Techniken - Zauberei, eigentlich steht hier Giftmischerei - mir Gott, die Umstände und auch andere Menschen gefügig machen.

Auch die Beziehungen untereinander in der Gemeinde werden dort, wo ich selbst bestimme, zerstört und pervertiert, der andere wird entweder zu meinem Gegner oder zum Mittel zum Zweck.

Essen und Trinken hält nicht nur Leib und Seele zusammen, sondern kann dort, wo ich über mein Leben selbst bestimme zur Orgie entarten und wird damit zur Feier meines Bauches.

Überall dort, wo ich bestimme, wo ich das Subjekt bin, werden andere zum Objekt, zum Gegner, zum Mittel zum Zweck. Dort wo das Fleisch mich regiert wird die Gemeinschaft zerstört: die eheliche Gemeinschaft, die Gemeinschaft mit dem Schöpfer, die Gemeinschaft der Heiligen und ich zerstöre meinen eigenen Körper. Ich bewohne zwar noch meinen Körper, aber ich lebe nicht mehr in meinem Körper.

Wenn der "alte Adam" fährt, entarten meine Beziehungen und was Gott uns an guten Gaben geschenkt hat, wird ins Gegenteil verkehrt: Die gute Gabe der Sexualität, das großartige Geschenk des Glaubens, die unfassbare Gabe der Gemeinschaft und selbst das gute Essen und Trinken.

Wenn wir über unser Leben selbst bestimmen, wollen wir das, was uns an guten Gaben anvertraut und geschenkt wurde, nicht mehr nur verwalten, sondern besitzen. Das ICH will haben. Dabei werden wir über kurz oder lang von dem, was wir besitzen wollen, letztlich selbst besessen.

Nun redet Paulus hier nicht von der Welt vor der Gemeindetür, sondern von unserem "frommen" Fleisch. Er warnt die Christen in Galatien vor den Folgen eines fleischlichen Lebens. Die Welt sind nicht die anderen, die Welt ist in uns, macht Paulus deutlich.

Als die frommen Pharisäer, die moralisch anständig lebten und die sich in der Bibel auskannten, wie kein anderer, miterleben mussten, wie die Jünger Jesu sich vor dem Essen nicht die Finger wuschen, nahmen sie Jesus zur Seite und sagten ihm: "Weshalb benehmen sich Deine Jünger so daneben. Du weißt doch, das man so etwas nicht tut!" Daraufhin macht Jesus ihnen deutlich, dass es nicht auf die äußere Reinheit ankommt, sondern auf die innere Reinheit. Nicht was man isst und wie man isst und ob man sich vorher den Waschungen unterzogen hat, macht unrein, sondern was aus dem Menschen herauskommt, macht unrein. Markus 7, Verse 20 bis 23: Was aus dem Inneren des Menschen kommt, seine Gedanken, Worte und Taten, die lassen ihn unrein werden. Denn aus dem Inneren, aus dem Herzen der Menschen, kommen all die bösen Gedanken wie: Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Betrügerei, Begehrlichkeit, Neid, Verleumdung, Überheblichkeit und Leichtsinn. Dies kommt von innen heraus, und das ist es auch, was die Menschen von Gott trennt. Der Mensch ist laut Bibel durch und durch verdorben. Im Menschen ist kein "guter Kern" - kein Rest vom Paradies - zu finden. Römer 3, Vers 12: Alle haben den rechten Weg verlassen; verdorben sind sie alle, ausnahmslos. Niemand ist da, der Gutes tut, nicht einer. Fleisch bleibt eben Fleisch und kann nur dementsprechende Werke hervorbringen.

Es geht also nicht um die Restauration unseres Lebens, sondern wirklich um einen Herrschaftswechsel. Es geht um die Frage, wer unser Leben bestimmt. An unserem Fahrstil ist eindeutig zu erkennen, wer gefahren ist. An unserem Lebensstil wird deutlich, wer in unserem Leben das Sagen hat.

Wie gesagt: Paulus hält hier keine evangelistische Ansprache, sondern er spricht zu gestandenen Christen und warnt sie eindringlich, Vers 21: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. Nun ist das nicht gerade eine gute Nachricht für einen Sonntagmorgen. Wer so etwas tut: wer das alles tut oder wer auch nur etwas davon tut?

Es geht bei dieser Aussage nicht um eine einzelne Tat, sondern es geht tatsächlich um einen Lebensstil. "Der so etwas Tuende" müssen wir richtig übersetzen. Hier werden die Praktiker gewarnt:

Die:

- jede Art illegitimen Geschlechtsverkehrs

- Unreinheit

- Lüsternheit

- Götzendienst

- Zauberei

- Feindschaften

- Streit

- Eifersucht

- Wutausbrüche

- Selbstsucht

- Uneinigkeit

- Parteiungen

- Neid

- Trinkgelage

- Essgelage

und ähnliches mehr praktizieren.

Es geht nicht um einzelne Sünden und das dieser Katalog uns jetzt die so genannten Todsünden offenbart, die uns geradewegs in die Hölle katapultieren, sondern es geht um einen praktizierenden Lebensstil in einem dieser 15 und mehr Bereiche, durch den ablesbar ist, dass uns nicht der Heilige Geist, sondern unser Fleisch bestimmt. Menschen aus Fleisch und Blut können eben nicht in Gottes Reich kommen. Nichts Vergängliches wird in Gottes Ewigkeit Platz haben, schreibt Paulus im 1. Korinther 15, Vers 50. An der Art und Weise wie wir leben ist erkennbar, ob uns der Geist Gottes regiert, oder ob wir über unser Leben selbst bestimmen.

Wenn wir diesen "Lasterkatalog" mit ähnlichen Listen aus anderen Briefen vergleichen, z.B.: Epheserbrief 5, Verse 3 bis 5, oder 1. Korintherbrief 6, Verse 9 bis 10, fällt auf, dass hier im Galaterbrief z.B. von der Habgier, der Geldgier und dem Geiz nicht gesprochen wird. Wenn man die verschiedenen Listen in den Briefen miteinander vergleicht, wird schnell klar, dass Paulus seine Hand auf bestimmte Schwachstellen in den Gemeinden legte. In Korinth war das der Bereich der Sexualität und hier in Galatien ist es die Gemeinschaft der Christen.

Mit nur drei Begriffen wendet sich Paulus hier der Sexualität zu und warnt die praktizierenden Ehebrecher, wobei er alle Formen einer entarteten Sexualität in diesen drei Begriffen benennt. Für ihn ist es dabei einerlei, ob jemand regelmäßig zur Prostituierten geht oder permanent bestimmte Internetseiten aufruft. Der Lebensstil verrät wer uns bestimmt: ICH oder Jesus!

Zwei Begriffe gebraucht Paulus um einen entarteten Glauben näher zu beschreiben: Götzendienst und Aberglaube. Dabei ist es einerlei, ob jemand ein Bild von Buddha permanent verehrt oder Menschen, Idole, ja selbst die Gesundheit anhimmelt. Was wir abgöttisch verehren, verrät wer uns bestimmt: ICH oder Jesus!

Daneben gebraucht Paulus hier 8 Begriffe um die entarte Gemeinschaft in der Gemeinde näher zu bestimmen:

- Feindschaften (PLURAL Feindseligkeit)

- Streit (Streit, Hader, Zwiespalt)

- Eifersucht

- Wutausbrüche (PLURAL Zorn, Grimm, Wut, Wutausbruch, Leidenschaft)

- Selbstsucht (PLURAL Streitsucht; Selbstsucht, Eigennutz)

- Uneinigkeit (PLURAL Spaltung, Zwist, Veruneinigung)

- Parteiungen (PLURAL Schule, Partei, Spaltung, Sekte)

- Neid (PLURAL Neid, Missgunst)

Bis auf Streit und Eifersucht werden die sechs anderen Begriffe alle im Plural gebraucht. Diese Verhaltensweisen zerstören die Gemeinschaft mit meinen Brüdern und Schwestern. Bei allen acht Verhaltensweisen geht es nur um mich, um meine Ehre und um mein Recht, um meine Meinung und wie ich dastehe. Der andere ist lediglich mein Gegner oder im besten Fall noch Mittel zum Zweck. Die Gemeinschaft der Christen, die vom gegenseitigen Dienen aus Liebe lebt, ist hier zur Zweckgemeinschaft der übereinander herrschenden verkommen. Dabei ist es einerlei, ob ich mich mit einem Mitchristen nicht vertragen will, ob ich ständig streite, eifersüchtig auf den Platz oder die Gaben anderer bin, in Wut gerate, selbstsüchtig um mein Recht kämpfe, mich nicht einordnen oder unterordnen will, meinen eigenen Verein aufmache, oder einfach nur neidisch auf andere sehe. Wie wir miteinander umgehen, verrät wer uns bestimmt: ICH oder Jesus!

Zum guten Schluss geht Paulus noch auf's Essen und Trinken ein. Dabei ist es einerlei, was ich zu viel tue: Ob ich zu viel esse oder zu viel trinke. Wie wir uns ernähren, verrät wer uns bestimmt: ICH oder Jesus!

Wer so etwas, oder ähnliches praktiziert sagt Paulus, wird das Reich Gottes nicht erben. An der Art und Weise wie wir leben, wird nicht nur deutlich, was da in Wahrheit an Abgründen in uns steckt, sondern vor allen Dingen, wer uns bestimmt: ICH oder Jesus!

Diese Frage wird nicht durch die Bekehrung abschließend beantwortet, sondern an jedem einzelnen Tag meines Lebens neu entschieden. Täglich neu stellt sich uns die Frage: Wer fährt heute?

Die zerstörerischen Wirkungen eines selbstherrlichen Lebens werden nur durch das aufgehoben, was Jesus für uns am Kreuz getan hat. Deshalb ist das von so zentraler Bedeutung, dass Gott in Christus selbst Fleisch wurde, Johannes 1, Vers 3: Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. In diesem Sinne stimmt der Buchtitel: "Mach's wie Gott, werde Mensch!" Jesus hat uns nicht nur gezeigt, wie der "neue Adam" - der Mensch, wie Gott ihn wirklich gemeint hat, leben soll, sondern durch Jesus und in der Kraft seines Geistes - können wir auch anders leben.

Deshalb stellt sich die Frage täglich neu: Wer fährt heute? Wer bestimmt? ICH oder Jesus?



Krefeld, den 9. April 2000
Pastor Siegfried Ochs



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