Was ist: Die Gemeinde in Laodizea

Er war ein „Mann von echtem Korn und Schrot“, wie man so schön sagt. Wenn er einen umarmte, musste man anschließend seine Rippen wieder gerade richten. Er war ein ganzer Kerl und dazu noch Pastor von Beruf. Wir arbeiteten zusammen in einem Gebiet in unterschiedlichen Gemeinden. Er war so etwas wie mein „geistlicher Ziehvater“ und ist jetzt schon bei seinem Herrn. Bei einer gemeinsamen Taufe, wo Wolfgang Kuhl – so war sein Name – die Taufe durchführte, schwieg nach der ersten Taufe die Gemeinde. Er kam aus dem Taufbecken heraus und forderte die Gemeinde eindringlich auf, doch die weiteren Taufen mit einem „Amen“ zu bekräftigen. Beim nächsten Täufling hörte man anschließend ein lautes und einstimmiges „Amen“ der Gemeinde.

Offenbarung 3, Verse 14 bis 22 (nach Walter Jens):

Schreib an die Gemeinde in Laodizea,

schreib ihrem Engel:

Es spricht zu Euch der Mensch,

der Amen genannt wird,

der verlässliche und wahrhaftige Zeuge,

der Anfang von Gottes Schöpfung.

Ich kenne Dein Leben und Tun,

ich weiß, dass Du nicht kalt bist,

doch auch nicht heiß.

Ach, wärst Du nur kalt oder heiß!

Doch Du bist lau,

nicht heiß und nicht kalt,

und darum will ich Dich ausspeien

aus meinem Mund.

Du sagst: Ich bin reich –

begütert! Ich brauche nichts mehr! -

und weißt dabei nicht,

dass Du unglücklich, bejammernswert, bettelhaft,

blind und nackend bist,

und darum rate ich Dir:

Kauf (wenn Du denn kaufen musst) von mir

Gold,

das innen durchglüht ist,

damit Du reich wirst.

Kauf weiße Gewänder,

damit die Schande Deiner Nacktheit

nicht offenbar wird.

Kauf Salbe,

reib die Augen ein,

damit Du siehst.

Schau mich an!

Ich habe Dich lieb,

und deshalb bin ich streng zu Dir

wie ein Vater zu seinem Kind.

Kehr um!

Bedenke: Ich steh vor der Tür

und klopfe an.

Wer meine Stimme hört,

das Rufen und Pochen,

und die Tür aufmacht,

bei dem trete ich ein

und halte Mahl mit ihm,

so wie auch er mein Tischgenosse ist.

Wer die Bösen besiegt

und die Versuchungen bestanden hat,

den will ich wohnen lassen

bei mir, auf meinem Thron:

so wie auch ich die Bösen besiegt

und die Versuchungen bestanden habe

und mich niedersetze an der Seite des Vaters

auf seinem Thron.

Wer Ohren hat höre,

was der Geist seinen Gemeinden sagt.

Walter Jens, Das A und das O, Radius-Verlag, Seite 20 - 22




Laodizea = die Gemeinde des goldenen Mittelweges




1. Empfänger

Offenbarung 3, Vers 14 (Einheitsübersetzung): An Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe:

Die Stadt Laodizea lag knapp 70 Kilometer von Philadelphia und etwa 160 Kilometer von Ephesus entfernt. Sie gehörte zu einer Gruppe von drei Städten im Tal des Flusses Lykos, die in Sichtweite zueinander lagen. Die beiden Nachbarstädte waren Hierapolis und Kolossä.

William Barclay, Das sagt der Auferstandene, Berlin 1970, Seite 99

Der Kolosserbrief – ca. 30 Jahre vor der Offenbarung des Johannes geschrieben – dürfte auch in den Gemeinden Hierapolis und Laodizea verlesen worden sein, die ausdrücklich erwähnt werden, Kolosser 4, Verse 12 bis 13 und 16a (Einheitsübersetzung): Es grüßt euch euer Epaphras, der Knecht Christi Jesu. Immer kämpft er für euch im Gebet, daß ihr vollkommen werdet und ganz durchdrungen seid vom Willen Gottes. Ich bezeuge, daß er sich große Mühe gibt um euch und um die Gläubigen in Laodizea und Hiërapolis.

Wenn der Brief bei euch vorgelesen worden ist, sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde von Laodizea bekannt wird!

Laodicea wurde im dritten Jahrhundert vor Christus von Antiochus II. von Syrien gegründet und nach seiner Gemahlin Laodike benannt.

http://www.jugendarbeit-ost.de/html/material/tr2000/6_laodizea-druck.htm

Die Stadt hatte eine bedeutende Wirtschaftskraft. Das hing einerseits mit den Verkehrswegen und der fruchtbaren Lage zusammen, andererseits aber auch mit den zahlreichen Banken und Handelshäusern, die Geld in die Stadt brachten. Einige Wirtschaftszweige waren auf einem erstaunlichen Entwicklungsstand: Die Goldschmiede verstanden es, ein ausgesprochen reines Gold zu schmelzen, Färber brachten eine berühmte schwarze Wolle auf den Markt, und Oberbekleidung (z.B. eine Tunika: Trimita) wurde produziert. Die Medizin, speziell die Augenheilkunde, experimentierte für damalige Zeit auf hohem Niveau. Das Augenmittel aus Laodizea (tephra Phrygia) war in der ganzen damaligen Welt bekannt. Das Pulver wurde in Tablettenform exportiert.

Im Jahr 60 n.Chr. wurde Laodizea zum zweiten Mal durch ein Erdbeben schwer verwüstet. Doch man hatte genug Reserven, um die Stadt innerhalb kurzer Zeit wieder aus eigener Kraft zur Blüte zu führen. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet: „Laodizea entstand aus eigener Kraft und ohne unsere Hilfe neu aus den Ruinen.“

Die Gemeinde in Laodizea dürfte nach dem Hinweis aus dem Kolosserbrief wohl von Epaphras, einem Mitarbeiter des Paulus gegründet sein.

Heute sind einige Ruinen in der Nähe der türkischen Stadt Eski Hisar die letzten sichtbaren Erinnerungen an diese reiche Stadt.



2. Absender

Offenbarung 3, Vers 14b (Einheitsübersetzung): So spricht Er, der «Amen» heißt, der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:

Jesus stellt sich seiner Gemeinde als das Amen vor. Dabei geht es nicht so sehr um das letzte Wort, sondern vor allen Dingen um das wahre Wort. Amen bedeutet: So ist es! So ist es wahrhaftig.

Jesus beendet seine Predigt nicht mit einem Amen, sondern eröffnet sie damit, so wie wir es aus den Evangelien ja bereits kennen. An einschneidenden Stellen hat er seine Rede immer so begonnen: „Amen, ich sage Euch.“ (z.B. Matthäus 26, Vers 21: Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern.) Genau genommen eröffnet Jesus seine Predigt nicht mit einem Amen, sondern er tritt selbst als das wahre Amen seiner scheinheiligen und selbstgerechten Gemeinde hier entgegen. Dass er absolut zuverlässig und treu ist, hat er durch seinen Kreuzgang ein für allemal unter Beweis gestellt. Als er „Amen“ sagte, schuf er die Welt aus dem Nichts (siehe Kolosser 1, Verse 15 bis 17).



3. Bestandsaufnahme

Offenbarung 3, Verse 15 bis 19a (Einheitsübersetzung): Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.

Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend, und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, daß gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt. Darum rate ich dir: Kaufe von mir Gold, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst; und kaufe von mir weiße Kleider, und zieh sie an, damit du nicht nackt dastehst und dich schämen mußt; und kaufe Salbe für deine Augen, damit du sehen kannst.

Wen ich liebe, den weise ich zurecht und nehme ihn in Zucht.

Bei der letzten der sieben Gemeinden kann Jesus nichts lobendes mehr erwähnen. In dieser Gemeinde gibt es noch nicht einmal mehr einige Leute wie in der geistlich toten Gemeinde in Sardes, die noch etwas herausreißen könnten. Hier gibt es nichts zu loben, und hier gibt es auch keine glorreichen Ausnahmen mehr.

Bei dieser Gemeinde heißt es auch nicht mehr wie bei den anderen zu kritisierenden Gemeinden: „Aber ich habe etwas gegen dich!“ sondern hier sagt der Herr seiner Gemeinde: Ich kann dich nur noch ausspucken.

Laodizea erfährt von allen sieben Gemeinden die härteste Kritik seines Herrn, zugleich wird ihr aber dennoch seine unverdiente Liebe zugesagt.

Die Bestandsaufnahme der Gemeinde beginnt wieder mit dem unbestechlichen „Ich weiß“ des erhöhten Herrn. Diesmal liegt darin aber kein Trost. Damit wird der Aschermittwoch der Gemeinde eingeläutet und die Scheinheiligkeit und Selbstgerechtigkeit entlarvt.

Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.

Laodizea ist die Gemeinde des goldenen Mittelweges, wohltemperiert und ohne Extreme. Weder kalt und ungläubig, noch siedend heiß und feurig. Ein laues Christentum in einer reichen Stadt, angepasst, abgeschlafft, unattraktiv und leblos. Jesus findet diese Gemeinde buchstäblich zum Kotzen.

Laodizea wird verdammt, weil es ehrbare Moral einer leidenschaftlichen Frömmigkeit vorzog.

William Barclay, Das sagt der Auferstandene, Berlin 1970, Seite 107

Sie selbst empfindet, dass alles in Ordnung ist. Es gibt keine Auseinandersetzungen, weder mit dem Staat noch in den eigenen Reihen. Es gibt weder Fanatiker noch Cliquenwirtschaft. Es geht alles wohl geordnet und gesittet zu: Kein extremes Lachen oder Weinen. Für Bußpredigten ist kein Bedarf. Die Mitglieder dieser Gemeinde werden in der „Stadt wie Samt und Seide“ geachtet und respektiert. Im Gegensatz zu Philadelphia oder Smyrna dürfte es sich bei den Mitgliedern in Laodizea um reiche angesehene Bürger handeln.

Doch die Ruhe in der Gemeinde ist eine Grabesstille. Nicht nur Christus, auch der Satan weiß um den geistlichen Tiefstand der Gemeinde. Darum läßt er sie vollständig in Ruhe.

So lesen wir nichts von Verführung oder Verfolgung, von Verleugnen, Abfall oder Erschütterung. Alles ist intakt und alles findet statt.

Adolf Pohl, Die Offenbarung des Johannes, 1.Teil, Wuppertal 1983, Seite 152

Jemand hat einmal gesagt: Das gefährlichste im Christenleben ist das „Tote Meer“, über das kein Vogel fliegt, an dessen Ufern keine Blume wächst, die Lauheit.

Hanns Lilje, Das letzte Buch der Bibel, Hamburg 1961, Seite 115

O daß du doch kalt oder heiß wärest! Dieser Ausruf verrät eine bestimmte Wertung. Die höchste Stufe ist „heiß“. Dann folgt auf der Wertskala kalte, klare Ablehnung. Ganz unten aber steht die Lauheit. Da dämpft man sacht, aber zielbewusst das Brennen und Brausen des Geistes, ist aber beileibe auch kein Gegner. Gewöhnlich gilt dieser Mittelweg zwischen den Extremen als der „goldene Mittelweg“. Aber der Weder-Noch-Christ steht in der Wahrheit nicht in der Mitte, sondern am Absturz, ganz unten auf der Skala der Werte.

Adolf Pohl, Die Offenbarung des Johannes, 1.Teil, Wuppertal 1983, Seite 152 - 153

Deshalb schreibt Paulus (1. Thessalonicher 5, Vers 19 nach Bruns) Löscht das Feuer des Geistes nicht aus! und (Römer 12, Vers 11 nach Bruns) Laßt es an Hingabe in der Arbeit nicht fehlen! Seid brennend im Geist und stets bereit im Dienst für den Herrn!

Wenn wir das ernstnehmen, dann gibt es also nur eine einzige Möglichkeit, als Christ zu leben: Ganz und gar, Feuer und Flamme für Jesus, voller Hingabe und Begeisterung. So wie am Montag eine ganze Stadt Feuer und Flamme für den KEV war, sollten wir als Christen noch viel mehr für Jesus brennen und ihn durch unsere Hingabe ehren.

Nun müssen wir natürlich ehrlicherweise zwei Dinge sagen:

1. Wir sind nicht immer von Jesus begeistert!

2. Wir können auch nicht immer am Siedepunkt des Glaubens leben! Es gibt ja auch tatsächlich „christliche Extremisten“ und „Fanatiker“ und sogar einen krankhaften „religiösen Wahn“.

Doch darum geht es dem Herrn der Kirche nicht. Er weiß um unser Menschsein, um unsere Zerrissenheit. Und nachdem er mit Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg der Verklärung war, ging es wieder ins Tal des Glaubens zurück.

Es geht um die gefährliche Selbsttäuschung, wie wir sie nicht nur in der Gemeinde in Laodizea finden können, dass Jesus mit uns zufrieden sein muss und wir, so wie wir sind, in Ordnung sind. Jesus reagiert geradezu ironisch und sarkastisch auf diese fromme Selbstgerechtigkeit: Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend, und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, daß gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt.

In dieser Gemeinde stellte man sich nicht mehr in Frage. Im Gegenteil: Man war mit sich und der Welt zufrieden – selbstzufrieden und selbstgenügsam. Die erste Ich-AG! Und das ist das gefährliche! Dass wir unsere Glaubensarmut schön reden, dass wir mit unserer Leistung zufrieden sind, dass wir anfangen, auf uns selbst stolz zu sein, auf das Erreichte und auf unsere Tradition, auf unser Bibelwissen und auf unsere Art des Christseins und damit hochmütig und arrogant werden. Die Christen in Laodizea waren davon überzeugt, gute Christen zu sein und alles zu haben. Es reichte so, wie es war. Sie gaben sich mit dem Status Quo zufrieden. Sie hatten keine Fragen mehr. Sie stellten sich auch nicht in Frage. Sie ließen sich nicht in Frage stellen. Sie erlagen ihrer eigenen Selbsttäuschung und merkten dabei noch nicht einmal, dass Jesus nicht mehr in ihrer Mitte war. Den weiteren Versen dieses Sendschreibens ist ja zu entnehmen, dass Jesus vor der Tür der Gemeinde steht. So feierte die Gemeinde ihre Gottesdienste wie eh und je, und es fiel noch nicht einmal jemanden auf, dass Jesus nicht mehr in ihrer Mitte war.

So wie es Menschen gibt, die sich ständig und überall in Frage stellen und sich sogar noch dafür entschuldigen, dass es sie überhaupt gibt, trat die Gemeinde in Laodizea dagegen selbstsicher und stolz auf.

Jemand sagte einmal: „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Lebendige Fische schwimmen gegen die Strömung.“ Die Christen in Laodizea schwammen mit dem Strom der Trends und Meinungen ihrer Stadt dem Tod entgegen. Sie unterschieden sich nicht mehr. Sie waren nicht mehr auf der Seite der Armen und Schwachen. Sie waren angepasst und gleichgeschaltet, aber nicht mehr Salz und Licht in dieser Stadt. Sie hatten keinen Biss mehr. Sie waren zahm und schwammen mit der Strömung.

Nicht als Großhändler, auch nicht als Discounter, eher wie in einem alten „Tante Emma-Laden“ tritt Jesus nun als „Verkäufer“ in seiner Gemeinde auf. Gold, Kleider und Augensalbe sind in seinem Laden umsonst zu haben, getreu Jesaja 55 (Verse 1 bis 3 nach der Einheitsübersetzung): Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide, und eßt, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen. Neigt euer Ohr mir zu, und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben.

- Statt vergänglichem Gold bietet Jesus: im Feuer geläutertes Gold

- Statt schwarzer Kleider bietet Jesus: weiße Kleider, Hochzeitskleider

- Statt äußerer Augensalbe bietet Jesus: Salbe für die inneren Augen

Jesus inseriert im Gemeindebrief von Laodizea und bietet seine Sachen an: Goldenen Glauben, Hochzeitskleider für die Braut des Lammes und Augensalbe für den geistlichen Durchblick.

Nur Freunde reden so offen und ehrlich miteinander. Weil er seine Gemeinde liebt, muss er so deutlich werden. Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr treibt? (Römer 2, Vers 4)



4. Folgerung

Offenbarung 3, Verse 19a bis 20 (Einheitsübersetzung): Mach also Ernst, und kehr um!

Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.

Die Gemeinde wird zur Entscheidung herausgefordert: Mach Ernst. Sei eifrig. Fang wieder an zu brennen. Aber zuerst musst Du umkehren, zurückkehren. ProChrist wird hier als reine Gemeindeveranstaltung angesetzt. Nicht die „Heiden“, sondern die „Gemeinde“ soll sich bekehren!

Die Gemeinde wird zur Buße aufgefordert, und zugleich steht der Herr vor der Gemeinde und klopft an. Er tritt nicht die Tür ein. Er benutzt auch nicht seine Schlüsselgewalt, sondern steht wie ein Gast vor seiner eigenen Gemeinde und bittet um Einlass.

Diese Verse erinnern an das bekannteste Gleichnis Jesu aus Lukas 15, an die „Geschichte von den beiden verlorenen Söhnen“ und in diesem Fall an den älteren Sohn. Er wollte nicht beim Fest dabei sein. Sein Vater kommt heraus und lädt ihn ein.

So gibt es auch hier und für uns eine zweifache Bewegung: Komm zurück, kehr um, tu Buße, so hören wir! Und gleichzeitig wird an die Tür geklopft.



5. Aufruf

Offenbarung 3, Verse 21 bis 22 (Einheitsübersetzung): Wer siegt, der darf mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie auch ich gesiegt habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.

Das Sendschreiben mit der schärfsten Verurteilung endet zugleich mit der höchsten Belohnung. Im Judentum wurde gelehrt, dass im Himmel niemand sitzt, als Gott allein. Alle anderen müssen stehen. Auf diesem Hintergrund erhält diese Verheißung eine Steigerung, die alles uns Vorstellbare übersteigt.

Wer siegt und bis zum Ende durchhält, wird mit Jesus ewig herrschen. Er wird nicht nur hier im Kleinen und Verborgenen Abendmahls- und Tischgemeinschaft mit seinem Herrn erleben, sondern öffentlich vor aller Welt als Mitregent eingesetzt. Amen.



Krefeld, den 27. April 2003
Pastor Siegfried Ochs



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